Zusammenfassung


Das Estimationmeeting ist ein Format um Backlog-Elemente zu schätzen. Der Product Owner und die Teams kommen zusammen um gemeinsam eine Abschätzung zu treffen. Ob alle Teammitglieder, nur eine Auswahl oder mehrere Teams zusammenkommen, hängt sehr stark vom etablierten Projekt- und Prozessumfeld ab.

Um eine zu stark verschönte Schätzung zu vermeiden, kann es gewünscht sein, auch Teilnehmer/-innen einzuladen, die etwas Abstand zu der zu schätzenden Aufgaben haben. So mischt sich das Ergebnis - vor allem über die Ansicht der Komplexität einer Aufgabe - zwischen diesen und Experten mit tieferem Wissen.

Die Schätzergebnisse haben einen Einfluss auf die Priorisierung der Elemente je nach der Art oder dem Alghorithmus den der/die Product Owner verwendet/verwenden. Der Product Owner muss in der Lage sein, das Backlog entsprechend zu gestalten. 

Nach welcher Methode und auf welche Werteskala zurückgegriffen wird, hängt häufig stark vom agilen Prozess im jeweiligen Projekt ab.

In diesem Format kann der klassische "Planning Poker" sowie für die Anordnung der Story-Punkte die Fibonacci-Folge angewandt werden. Spielkarten für die Teilnehmer/-innen mit Schätzwerten oder anderen Hilfsmitteln helfen, das Format abzurunden.


 

Struktur / Ablauf

Länge: 15 - 45 Min.

Häufigkeit: je nach Bedarf, mehrfach im Sprint

Ablauf:

Der Product Owner hat vorab eine Liste der Backlog-Elemente vorbereitet, die zur Schätzung freigeben sind. Bestenfalls konnten die Teilnehmer/-innen diese vorab schon lesen oder einsehen.

Im Anschluss stellt der Product Owner die vorgesehenen Elemente für das Meeting vor, die er gerne besprechen möchte. Hierzu kann der Product Owner alle Elemente vorab vorstellen oder ganz sequentiell vorgehen. Der Product Owner liest die Beschreibung und Akzeptanzkriterien des Backlog-Elements vor und bittet zur Abstimmung.

Der Product Owner sollte immer abklären, ob die Teilnehmer/-innen wissen, was das Ziel der Schätzung ist und nach welchen Kriterien die Schätzung erfolgt. Eine Methode ist die normalisierte Story-Point-Schätzung. Hier ein guter Artikel über den Unterschied von "Standard-Story-Points" zu "normalisierten Story-Points" und Unterschiede in deren Anwendung:  Was sind normalisierte Story-Points?

Der Ablauf der Schätzung:

Für die Abstimmung gibt es verschiedene Methoden:

Allgemeine Hinweise:

Die Abstimmung kann geheim erfolgen oder in einem offenen Rahmen. Geheim bedeutet, dass sich die Teilnehmer/-innen innerhalb eines kurzen Zeitraumes einen Schätzwert überlegen. Im Anschluss zeigen alle gleichzeitig ihren Wert und dürfen diesen nicht mehr ändern.

Bei einem offeneren Format können die Teilnehmer/-innen nacheinander ihren Schätzwert offenlegen. Aber Vorsicht! (Warnung) Dies kann durchaus andere Teilnehmer/-innen beinflussen.

Sollten die Schätzwerte sehr unterschiedlich ausfallen, beziehungsweise in ihren Werten weit auseinander liegen, sollte man kurz die Meinung der Teilnehmer/-innen mit den extremsten Werten einholen. Auf Basis dieser Meinung muss der Product Owner entscheiden, ob ein Mittelwert oder eine Tendenz für einen Schätzwert getroffen wird. Extrem unterschiedliche Werte können auch ein Indikator dafür sein, dass das Backlog-Element noch nicht ausreichend gut beschrieben ist. Ist dies der Fall, muss der Product Owner das Element zurückziehen und wieder in den Groomingprozess eingeben.

 

Teilnehmer/-innen:

 

Sinnvolle Fragestellungen zur Vorbereitung:


Product Owner:

  • Ist das Backlog auf einem aktuellen Stand?
  • Ist die aktuelle Priorisierung richtig?
  • Sind die Backlog-Elemente für das Estimationmeeting ausreichend gut beschrieben / ausformuliert?
  • Gibt es einen Pool an Elementen, die zwingend geschätzt werden müssen?

Teilnehmer/-innen:

  • Hatte ich die Möglichkeit gehabt, mir die Backlog-Elemente durchzulesen?
  • Sind die Story-Elemente meiner Ansicht nach ausreichend gut für eine Schätzung ausformuliert?

 

Ziel / Ergebnis des Meetings:


  • Backlog-Elemente, die nun mit einem Schätzwert versehen sind und so in Sprints oder in den nächsten Entwicklungszyklus eingeplant werden können

 

Was das Meeting nicht ist:


  • Eine Plattform zur Verteilung von Aufgaben.
  • Eine Diskussionsplattform über die Inhalte eines Backlogs-Elements. Sollte festgestellt werden, dass eine Schätzung aufgrund der aktuellen Ausarbeitung nicht möglich ist, wird diese in das Grooming zurückgezogen und überarbeitet.